Balkonkraftwerk - eine Statistik

Hallo zusammen.

Zunächst einmal: was ist ein „Balkonkraftwerk“? Hier mal alles, was ich dazu zusammengetragen habe:

Balkonkraftwerke-v3.5.pdf
(Korrekturvorschläge sind ggf. gern willkommen)

Als Betreiber eines solchen Balkonkraftwerks möchte ich hier einmal meine Statistik mit Euch teilen.

Es wird oft gefragt, ob sich ein Balkonkraftwerk denn nun „lohnt“, oder nicht. Viele behaupten ja, das sei nicht der Fall. Anhand dieser Statistik kann sich, zumindest an meinem Beispiel, jeder sein eigenes Bild machen. Auf jeden Fall kann ich sagen: es macht Spaß! :slight_smile:

Kurze Info zu meinem Kraftwerk: 2x Letrika SMI260, Solarleistung jeweils ca. 320Wp, nicht wirklich optimal ausgerichtet, war aber anders leider nicht zu installieren. Mit dieser Anlage komme ich (bisher) auf einen durchschnittlichen Höchstwert von 420 Watt an sonnigen Tagen (in Spitzen bis auf 470W). Da liegen andere Balkonkraftwerke noch deutlich besser!!

Die Tabelle aus der die Daten kommen werde ich mal verlinken. Es handelt sich um ein LibeOffice Tabellendokument. Das sollte aber von neueren Excelversionen auch einlesbar sein. Hier kann z.B. jeder seine eigenen Daten eintragen. Insbesondere der Discovergy-Teil lassen sich mit dem „Daten Exportieren – Button“ im Portal blitzschnell mit copy/paste übertragen.

Welche Daten habe ich (Beispieltag: 6.5.2020, ein sonniger Tag):

1. Ertrag

Den messe ich mit einer Fritz!Dect210 Messteckdose direkt kurz vor der Wand. Die Tagesstatistik wird mir jeden Tag per Email von meiner Fritzbox zugeschickt.

Die Balken geben den Ertrag (nicht Verbrauch wie angegeben) in Wh/15min an. Liegt der Wert also bei 100Wh, so beträgt der Wert für die durchschnittliche Leistung in diesen 15 Minuten 400W.

2 und 3: Bezug und Einspeisung

Na klar: von Discovergy über den Export-Button (Pfeil nach unten in der Monatsübersicht)

Was hat mir mein Kraftwerk nun also gebracht? Die Idee ist dabei die folgende: Um auf den Eigenverbrauch des Solarstromes (und somit auf die Ersparnis) zu kommen muss ich vom Ertrag die Einspeisung ins öffentliche Netz wieder abziehen. In diesem Falle:

Eigenverbrauch = Ertrag – Einspeisung
Eigenverbrauch = 3,19kWh – 0,982kWh = 2,21 kWh

Addiere ich die kWh also auf und multipliziere ich sie mit dem Strompreis, so kann ich sehen, wie viel Geld mir die Anlage über die Monate/Jahre in der Stromrechnung eingespart hat.

Habe ich den Eigenverbrauch, dann kann ich auch dann auch sagen wie viel Strom ich am 6. Mai letztlich verbraucht habe. Nämlich den Bezug + solarer Verbrauch:

Verbrauch ist 3,68kWh + 2,21 kWh = 5,89 kWh

Somit habe ich also an diesem sonnigen Maitag ca. 37,5% meines verbrauchten Stromes selbst erzeugt.

Es lassen sich so über die Monate hinweg auch noch ein paar weiter Kennwerte errechnen. Hier die Daten beginnend ab 5.2.2020 bis (vorläufig) 15.7.2020. Ich werde die Daten hin und wieder mal aktualisieren.

Gesamtbilanz
Ersparnis: 55,88
Stromverbrauch: 910,70 kWh
Solar-Eigenverbrauch : 196,07 kWh
Solar-Eigenverbrauch : 72,23 %
Netz-Bezug: 714,63 kWh
Netz-Einspeisung: 75,40 kWh
Solar-Ertrag: 271,47 kWh
Solaranteil am Verbrauch 21,53 %
Höchster Tagesertrag 3,25 kWh
Kosten (nur kWh) 206,88
Erträge 2020 (kWh)
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
0 9,75 42,69 69,33 62,28 64,84 22,58 0 0 0 0 0

Ich muss sagen, so viel Ersparnis in so kurzer Zeit ist mehr als ich erwartet hatte. Nun war der April in Norddeutschland extrem sonnig. Ich bin gespannt, was ich so über das Jahr hinweg passiert.

Was man sehen kann: zumindest in den Sommermonaten stelle ich meinen Kühlschrank etwas kälter ein und schalte ihn zeitgesteuert um ca. 1.30 nachts ab. Er springt dann um ca 8:40 morgens wieder an und kühlt seinen Inhalt dann mit Solarstrom wieder kälter.
Das kann man durchaus „die Sache auf die Spitze treiben“ nennen. :wink: Bringt aber, vor allem bei unserem wenig effizienten, mitgemieteten Einbau-Kühlschrank, auf Dauer auch etwas.

Und wenn ich mir nun eine Anlage Marke Eigenbau z.B. mit dem APSystems YC600 EU Modulwechselrichter (jetzt mit VDE-AR-N 4105:2018-11 Zertifikat), Preis ca. 220€, und zwei großen 320W Modulen (etwa von hier: Solar-Beratung | Solarmodule) zusammenbaue, dann komme ich mit Kabelgedöns auf einen Preis von ca 600€. Wenn ich die Panele dann noch versetzt nach Südosten und Südwesten aufstellen kann, dann sollte der Ertrag über den Tag verteilt dabei um einiges höher liegen als bei meiner Anlage.

Somit sollte sich das Ganze in ca. 5 Jahren oder früher selbst bezahlt gemacht haben.

Falls es jemand nachmachen möchte, hier noch der Link auf das ods Template. Nur die Spalten B,C und D füllen. Der Rest wird berechnet. Eine Zeile (die für den 6. Mai) habe ich mit Probedaten gefüllt.

Solar-Ertrag-Template.ods

(Download-Button oben-rechts)

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Genial, wo bekommt man die zu kaufen? :wink:

Och, einfach mal googeln. :wink:

Ein paar Links sind ja auch im PDF verdrahtet. Ich möchte aber keine Werbung für spezielle Anbieter machen. Die Preise zu vergleichen lohnt sich aber immer.

PS: Die Letrika SMI260 Wechselrichter werden wohl nicht mehr hergestellt. Aber es gibt ja gute Alternativen.

Ich vermute eher, da ist ein k zuviel :wink:

Ja, sehr richtig!! :slightly_smiling_face:

Habe ich mal fix korrigiert und erläutert, dass es sich dabei um die Solarleistung handelt. Dieser WR kommt nominal eh nur auf 260W (gemessen auf ca. 252W).

Vielen Dank.

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Hallo @monokristallin

das ist ja wirklich ein sehr ausführlihes Dossier, was Sie hier zusammengetragen haben. Vielen Dank, dass Sie den anderen Nutzern hier im Forum Ihre Erfahrungen detailiert zur Verfügung stellen. Gerade bei dem auch hier komplex diskutierten Thema Balkonkraftwerk ist das bestimmt für einige Nutzer hilfreich.

Beste Grüße
Simon Traschinsky, Discovergy

Hallo.

Na, wenn das so gut ankommt, dann werde ich dem Dossier mal eine Heimat geben, nämlich diesen Beitrag. Es gibt ja immer mal wieder Neuigkeiten zu diesem Thema. Die werde ich dann bei Bedarf aktuell in das PDF oben einpflegen.

Schön also wenn es hilfreich ist…

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Danke, @monokristallin für diese ausführliche Aufstellung! Dann bin ich nicht der einzige, der das Thema so bzw. so ähnlich aufzieht :slight_smile:

Da du dir so viel Mühe gegeben hast, hier auch kurz ein paar Statistiken von meiner Anlage:
Im September 2019 habe ich mir ein TSM-PD05 mit 275 Wp von Trina Solar gekauft, Standard-Maße mit 1650 × 992 × 35 mm – passt genau auf das nach Süden ausgerichtete Dach des Gartenhäuschens. Wir wohnen in einer Erdgeschoss-Wohnung eines Mehrparteienhauses, daher gibt es hier auch diverse Beschränkungen.
Gesamt-Investition waren bisher rund 320,- Euro.

Da das Solarpanel zur Mittagszeit bei vollem Sonnenschein mehr Leistung liefert als ich mit der Grundlast verbrauche, war ein weiterer Grund zum Umstieg auf den Discovergy-Zähler gegeben. Seitdem ich via ioBroker die Daten des Zählers via API abgreife, sehe ich auch, dass mein „einfacher Zähler“ (bestellt als Einrichtungszähler) auch die (natürlich unvergütete) Einspeisung in’s Netz messen kann. An der Stelle eine Frage: hast du einen Discovergy-Zähler mit Ein- oder Zweirichtungszähler? Was kostet der im Jahr?

Selbst im sehr sonnigen April kam ich aber auf über 98% Eigenverbrauch. Im Umkehrschluss heißt das für mich aber natürlich auch, dass ich – ohne Batteriespeicher – die Anlage auch nicht erweitern brauche, da sonst der meiste zusätzliche Ertrag einfach in’s Netz geht. Eine andere Aufstellung, also mehr Ost-West orientiert, geht aufgrund der doch überschaubaren Größe des Gartens nicht so ohne Weiteres.

Die Ertragsmessung führe ich ebenfalls mit einer FRITZ!DECT210 durch, die um Mitternacht die CSV mit der 15min-Aufstellung verschickt. Das geht aktuell noch etwas aufwändig per Copy&Paste in ein Google Sheet, welches ich dann via Data Studio zusammen mit weiteren Daten visualisiere:


(Screenshot von 01.06.2020 mit Daten vom Mai)

Mehr Screenshots des Dashboards in einem PDF hier

Bisherige Erkenntnisse: aufgrund des Standorts (niedriger als auf einem Hausdach) würde ich ein Halbzellen-Modul anschaffen, da eine Teilverschattung schon richtig „böse“ Auswirkungen auf die Leistung hat. Ragt ein kleiner Schatten vom Nachbarzaun auf das Modul, bricht die Leistung schlagartig weg. So habe ich bei 5% Verschattung des Moduls nur noch rund 25% Leistung. Eine Halbzelle würde da immerhin noch mehr als die Hälfte liefern können.

Meine Pläne sind eine weitergehende Automatisierung der Erfassung, damit ich nicht tägliche Copy&Paste-Arbeit habe.

Viele Grüße aus dem sonnigen München!

Hi Sebastian.

Na, das sieht ja ganz professionell aus! :slight_smile:
Je „kleiner“ das Kraftwerk ist, desto höher wird natürlich der Eigenverbrauch bzw. geringer die Einspeisung. Somit rechnet es sich tendenziell auch eher.
Zum Zähler: wenn Du Dein Kraftwerk anmelden willst, dann wird der Netzbetreiber wohl einen Zweirichtungszähler haben wollen. Vermutlich um zu verifizieren, dass Du nicht mehr als 600W einspeist(?)
Ich habe jedenfalls gleich einen Zweirichtungszähler genommen. Andernfalls könnte ich ja auch die Einspeisung wohl gar nicht sehen. Der niedrigste angezeigte Wert dürfte dann immer Null sein.

Grüße zurück aus dem hohen Norden.

Anmeldung bei der SWM wurde vorgenommen, habe aber seitdem nichts mehr von denen gehört. Denke aber, dass das wichtigste Merkmal lediglich die Rücklaufsperre beim Zähler ist. Ohne Rücklaufsperre (also wie bei alten Ferraris-Zählern üblich) könnte ich ja sonst das Netz als kostenfreien Speicher zweckentfremden bzw. für über 26 Cent / kWh „einspeisen“. Ob ich jetzt ein paar Watt einspeise, welche sie ja nicht vergüten müssen, interessiert die denke ich nicht wirklich.

Habe bei Discovergy einen einfachen Stromzähler bestellt, kann jedoch über die API den eingespeisten Stand sehen (hoffe, das bleibt so). Da gingen bisher noch keine 2 kWh in’s Netz und wir hatten schon viele sonnige Tage dieses Jahr…

Balkonanlage Jahresbericht 01.07.19 -30.06.20

Hallo liebes Forum,

meine Anlage besteht aus zwei PV-Modulen von Trina Solar 280W mit Envertech EVT500 Wechselrichter von Alpha-Solar GmbH, montiert auf einem Carport mit 15° Aufständerung von K2 in südliche Richtung (siehe Bilder). Angeschlossen mit einem Wieland-Stecker und (weil das Original-Kabel zu kurz war) um die erzeugte Energie zu messen, habe ich ein FritzDect 200 dazwischen geschaltet (Vorteil: es kann beide Richtungen messen und ist gut integrierbar in die FritzBox 7490)

Kosten mit Montagematerial 740€.

Angemeldet beim Marktstammregister und bei Albwerk, dessen einziges Interesse es war zu erfahren, ob die Wieland-Steckdose fachmännisch montiert sei, was selbstverständlich der Fall war :wink:.

Der Discovergy-Zähler wurde am 01.07.2019 montiert und seitdem habe ich große Freude dran.

Und nun die Zahlen:

die mit der Balkonanlage erzeugte gesamte Energie in 12 Monaten betrug 608kWh.
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Solaranlage Solaranlage5

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Aah, da hast Du also die Wieland-Variante verwendet. Sehr löblich. :wink:

Du hast also mehr als 400kWh selbst verbraucht = ca 400 x 30cts = 120€/Jahr.
Nicht schlecht, würde ich sagen… :+1:

Edit: Weiterführung der Statistik weiter unten…

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Hallo,
darf ich fragen, ob du einen Zweirichtungszähler beantragt hast?
Die Ansicht auf deinem 3. Bild (das von Discovergy) hab ich bei meinem Zähler nicht…

Hallo Rapanter.

Ja, ich habe einen Zweirichtungszähler und den auch als solchen bestellt. Du kannst mal auf Deinen Zähler schauen, wenn er dieses Symbol hat
grafik
dann solltest Du die Zweirichtungsfunktion auch nachträglich freischalten lassen können, ohne dass der Zähler getauscht werden muss. Habe ich mal irgendwo so gelesen. Dafür musst Du dann natürlich entsprechend zahlen.

Kostet so ein Zweirichtungszähler den mehr ?
Lohnt es denn wenn man „Nur“ ein Balkonkraftwerk betreiben will ?

Bei mir war es noch so, dass bei einem Nicht-Zweirichtungszähler die Anschlussgebühr entfiel. Musste mal checken, wie das aktuell ist.
Solange Du Dein Kraftwerk nicht anmeldest und das nirgends an die Glocke hängst ist alles gut. Wenn Du das aber tust, könnte der Netzbetreiber einen Zweirichtungszähler sehen wollen.
Bei mir (Hamburg) war es so.

Hier lese ich übrigens:
„Sofern der Netzbetreiber selber einen Zählerwechsel durchführt, kann er das tun. Dies geschieht dann aber auf seine Kosten, da der Zähler dessen Eigentum ist.“

Das habe ich anderswo auch schon so gelesen. Ob der Netzbetreiber auch die Kosten für einen Zweirichtungszähler eines anderen MSBs (wie z.B. Discovergy) zu tragen hätte(?) Juristen: bitte vortreten. :slightly_smiling_face:

Discovergy verbaut ausschließlich Zweirichtungszähler ohne Mehrkosten…

Was mir noch einfällt: es gibt Netzbetreiber, die jubeln einem nach der Anmeldung ein Formular unter, mit dem Du dann den Zählertausch beantragst. Wer das unterschreibt, der hat ggf. die Kosten für einen Zählertausch an der Backe. Deshalb sollte man das auch nicht tun und freundlich antworten, dass man gegen einen Zählertausch nichts einzuwenden hat, einem kostenpflichtigen Austausch aber deutlich widerspricht. Der Netzbetreiber wird dann ggf meckern und drohen, das kann man aber getrost ignorieren.

Das Ganze gilt natürlich vor allem dann, wenn der Netzbetreiber (wie üblich) auch der MSB ist.

Die Anmeldung des Balkonkraftwerkes ist allerdings bisher generell nur über Normen geregelt, nicht speziell über ein Gesetz. Wie auch in oberhalb verlinkten Artikel zu lesen, gibt es eine EU-Richtlinie, nach der Anlagen <800W (ja, <800W, nicht <600W) als belanglos einzustufen sind und auch nicht mehr gemeldet werden müssen. Das sollte unsere Regierung eigentlich demnächst so in ein Gesetz gießen.

Aber wie ich die so kenne… :unamused: